Hundert Sprachen hat ein Erzieher/ eine Erzieherin
Ein Erzieher/eine Erzieherin ist aus hundert gemacht,
hat hundert Sprachen,
hundert Hände,
hundert Gedanken,
hundert Weisen
zu denken, zu beobachten und zu sprechen.
Hundert,
immer hundert Arten.
Neunundneunzig davon aber werden ihr gestohlen,
weil Schule, Ausbildung und die Umwelt
ihr Kopf vom Körper trennen.
Sie bringen ihr bei,
ohne Zeit zu denken,
nur mit dem Kopf zu schaffen,
zuzuhören und viel zu sprechen,
immer alles verstehen zu müssen.
Zu lieben und zu staunen
nach Dienstplan.
Sie sagen ihr,
dass die Gesellschaft viel von ihr erwartet,
und von hundert Sprachen
rauben sie ihr neunundneunzig.
Sie sagen ihr, dass die Arbeit Arbeit ist,
und das die Wirklichkeit und die Phantasie und
Müßiggang und Traum,
das ausprobieren und neu denken, Dinge sind,
die nicht zu ihrer Arbeit gehören.
Sie sagen also,
dass es die hundert Sprachen nicht gibt.
Der/Die Reggio Erzieher/Erzieherin aber sagt:
„Es gibt sie doch!“
frei nach Loris Malaguzzi